Ich denke wir alle haben den aktuellen Trend zu Wegwerf-Produkten im Dampf-Bereich mitbekommen. Diese Systeme werden vorbefüllt verkauft und lassen sich so lange benutzen, bis der Akku leer ist, oder das Liquid aufgebraucht ist. Ich denke, dass es bei diesem Thema mehrere Blickwinkel gibt, und ich möchte euch diese etwas näherbringen. Bitte bedenkt, dass dies meine Meinung ist und nicht als «Die Wahrheit über diese Wegwerf-Systeme» gesehen werden sollte.
Das schnelle Geld
Diese Geräte können günstig eingekauft werden und für einiges mehr verkauft werden. Sie generieren also Umsatz. Sie benötigen wenig Beratung und keinen Support. Ist der Akku leer, wird das Gerät entsorgt. Ist das Liquid alle, wird das Gerät entsorgt. Es gibt wenig Fehlerquellen und der Verkäufer muss sich nur um sehr wenig kümmern. Am Aufwand und der Kundenbetreuung kann also einiges eingespart werden.
Die Bequemlichkeit
Ist das nicht praktisch, ich muss mir keine Gedanken machen. Ich dampfe bis es leer ist, entsorge es und kaufe ein neues Gerät. Kein lästiges Akku laden, Liquid kaufen, auffüllen, Ersatzcoils besorgen und wenn es mir runterfällt, funktioniert es noch. Und selbst wenn, dann kaufe ich wieder ein neues Gerät. Ich kann einfach nur konsumieren.
Das Paradoxon
Die seltenen Erden werden teurer, es gab einen Mangel an Chips, die Menschen protestieren für ein Umdenken wegen des Klimawandels, es soll alles nachhaltiger werden, besser auf Recycling geachtet werden und vermeidbare Einweg-Artikel sollen verschwinden. Die Hersteller so: Komm, lass uns Wegwerfbare Dampf-Geräte bauen! Lass uns wichtige Ressourcen verbraten und uns aus der Verantwortung ziehen, was mit diesen Geräten nach der Nutzung passiert. Das wird geil, ey! Natürlich ist das sehr überspitzt dargestellt und ich habe natürlich keine Ahnung, was sich die Hersteller dabei gedacht haben.
Liquid mit unbekannter Herkunft
Ich habe schon von mehreren Shop-Betreibern, welche diese Geräte nicht verkaufen, gehört, dass sie vermehrt Kunden haben, die über Husten und Unwohlsein nach der Benutzung dieser Geräte berichtet haben. Es gibt auch mehrere Videos, wie der Hersteller die Geräte auf Funktion überprüft. Nämlich indem ein Arbeiter daran zieht. Ob es sich dabei um ein echtes Video handelt, kann ich nicht beurteilen.
Der Jugendschutz
Ich bin viel mit der Bahn und dem Bus unterwegs und sehe dadurch einige Schüler im ÖV und am Bahnhof. Leider sehe ich auch offensichtlich Minderjährige mit solchen Einweg-Geräten herumlaufen. Ob sie Nikotin dampfen, weiss ich nicht, das spielt erstmal auch gar keine Rolle. Diese Geräte werden überall verkauft und gewisse Verkäufer scheinen es mit dem Jugendschutz nicht so genau zu nehmen. Das weiss ich aus eigener Beobachtung. Andere wiederrum kommen vielleicht durch ältere Freunde an diese Geräte heran. Schlussendlich ist es schwer diese Geräte zu regulieren, wenn die überall verkauft werden.
Das Ausprobieren
Einen Vorteil sehe ich in den Geräten, dass ein Raucher sich einmal so ein Gerät für wenig Geld kauft, um herauszufinden, ob das Dampfen vielleicht etwas für ihn sein könnte. Solche Geräte repräsentieren zwar nicht die gesamte Bandbreite, wie gedampft werden kann, aber sie geben einem wenigstens einen kleinen Eindruck davon. Es wäre wünschenswert, dass sich diese Menschen danach in einem Dampfer-Shop beraten lassen und vielleicht auf ein Wiederaufladbares und Wiederbefüllbares System umsteigen.
Meine Existenz hängt davon ab
Nicht jeder Dampfer Shop generiert genügend Umsatz mit den Handelsüblichen Geräten und diese Einweg-Systeme waren der letzte Strohhalm, nach dem gegriffen wurde. Jetzt generiert dieser Teil einen grossen Teil vom Umsatz und wenn dieser wegbrechen würde, müsste der Laden schliessen, oder Personal entlassen. Inwieweit diese Aussage der Wahrheit entspricht, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht ist es nur eine Ausrede, um Kritik aus dem Weg zu gehen.
Das synthetische Nikotin
Einweg Geräte enthalten synthetisches Nikotin, welches als problematisch erachtet werden muss:
ZITAT «Beim synthetischen Nikotin handelt es sich um künstlich hergestelltes Nikotin, das nicht aus den Tabakblättern stammt. Es setzt sich aus durchschnittlich je 50 % (R)- und (S)-Nikotin zusammen; dies im Gegensatz zu Tabak-Nikotin, das zu 99% aus (S)-Nikotin besteht*.
(R)-Nikotin ist problematisch. Es wirkt sich möglicherweise toxischer auf das Nervensystem aus als (S)-Nikotin, weil es die Produktion von Acetylcholin stärker anregt. (Acetylcholin ist ein Neurotransmitter, mit dem Nervenimpulse und elektrische Signale an andere Zellen weitergeleitet werden.) Dies bedeutet, dass (R)-Nikotin stärker süchtig machen könnte (viel stärker als Nikotinsalz und gereinigtes, basisches Nikotin).
Da synthetisches Nikotin nicht aus der Tabakpflanze gewonnen wird, besteht für seine Vermarktung keinerlei Gesetzgebung oder Normierung. Es befindet sich hauptsächlich in den neuartigen Einweg-E-Zigaretten wie Puff Bar, Geek Bar, Life usw., die mit ihren starken Aromen besonders für Jugendliche attraktiv sind. Über den genauen Inhalt dieser Wegwerfprodukte ist überhaupt nichts bekannt.
Aus diesen Gründen raten wir auch bei einem Tabakentzug dringend davon ab, synthetisches Nikotin zu konsumieren. Entscheiden Sie sich vielmehr für gereinigtes Nikotin oder Nikotinsalz und lassen Sie sich für eine Raucherentwöhnung von einer Fachperson beraten.
* Nikotin enthält die beiden Stereoisomere (S)- und (R)-Nikotin.» ZITAT
Die Konsequenzen
In Amerika war es die Juul, welche mitunter den Stein der Aromenverbote und Restriktionen im Namen des Jugendschutzes endgültig ins Rollen brachte und bei uns könnten es die Einweg-Geräte sein. Der Faktor der Schadensminderung und der Tatsache, dass Erwachsene gerne ein Dessert-Liquid, oder einen Fruchtcocktail dampfen wird keine Beachtung geschenkt werden. Die Selbstbestimmung erwachsener Menschen wird ignoriert und wir werden wie Kinder behandelt, die nicht wissen, was gut für sie ist. Wir dürfen Zigaretten rauchen, bis wir an Lungenkrebs krepieren, oder uns zu Tode saufen mit Alkohol, aber wehe du willst deinen scheiss Fruchtcocktail dampfen, das geht gar nicht!
Das Licht am Horizont
Die Besteuerung nikotinhaltiger Liquids und nikotinhaltiger Produkte kommt, somit hat die Dampfe eine offizielle Daseinsberechtigung, bzw. ist sie in der Politik und im System angekommen. Wie wir uns verhalten, wer das Produkt gegenüber der Politik vertritt und wer lobbyiert, wird darüber entscheiden, wie es weiter geht. Ich habe die Hoffnung, dass die Politik den Unterschied zwischen Wegwerf-Systemen und wiederbefüllbaren, wiederaufladbaren, offenen Systemen erkennt und diese zwei Sachen voneinander trennt.
Ja, die Tabaklobby hat ihre Finger auch beim Dampfen bereits im Spiel, die sind ja nicht blöd. Allerdings führen sie beim Dampfen das weiter, was sie bei den Zigaretten bereits gemacht haben, Markenabhängigkeit. Sie investieren in geschlossene Systeme, vorbefüllte Pods, welche nachgekauft werden müssen. Zu behaupten die ganze Dampfer-Bewegung sei ein Coup der Tabaklobby, ist einfach nur lächerlich und zu kurz gedacht.
Was haltet ihr von diesen Wegwerf-Produkten?
Gruss
Laurent